
Die Organisation der Feier in der eigenen Stadt macht das Ereignis für die Einwohner und ihre Familien zugänglich. Jetzt gibt es in Borna 150 Bürger mehr – das sind 46 Familien in den letzten fünf Jahren.
„Die Stadt Borna ist reich an Vielfalt. Verschiedene Sprachen, Traditionen und Lebensgeschichten machen uns stärker. Ihre Entscheidung, deutsche Staatsbürger zu werden, ist auch eine Verpflichtung, Demokratie, Freiheit und Menschenwürde in unserem Land zu gewährleisten“, betonte der Oberbürgermeister von Borna, Oliver Urban, während der „Ersten Einbürgerungsfeier in Borna“.
In Deutschland haben erste Städte in den letzten Jahren begonnen, eigene Einbürgerungsfeiern zu veranstalten – insbesondere nach der Reform des Staatsbürgerschaftsgesetzes im Jahr 2024, die diesen Prozess vereinfacht hat.
Obwohl es am 26. September regnete und das Wetter trüb war, wurde die Feier im Bürgerhaus „Goldener Stern“ zu einem farbenfrohen, fröhlichen und musikalischen Ereignis. Für die festliche Stimmung sorgten Henrike Möckel und Robin Kabitzsch von der Musik- und Kunstschule des Landkreises Leipzig. Sie spielten den ersten und zweiten Satz der Sonate für zwei Violinen von Michel Corrette. Später gesellte sich Thaddäus Reibirch von derselben Musikschule zu den beiden jungen Künstlerinnen, und es erklangen Werke von Georg Friedrich Händel und Wolfgang Amadeus Mozart.
„Ich bin überzeugt, dass wir uns nur durch Begegnungen besser kennenlernen und Fremde zu Freunden werden können. Von der Entstehung der Idee bis zu diesem Abend sind mehrere Monate vergangen. Dies ist eine gute Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und Dialog“, sagte Katy Schlosser, Gleichstellungsbeauftragte der Großen Kreisstadt Borna.
Dieser herzliche, internationale Abend wurde durch die Organisationen ermöglicht, die die Stadt Borna unterstützen – die Partner Bienvenue e. V. und Bon Courage e. V., die seit vielen Jahren eine wichtige Rolle im Leben der Stadt bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund spielen. Gefördert im Rahmen der „Partnerschaft für Demokratie“ im Landkreis Leipzig im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ durch das BMBFSFJ, den Landespräventionsrat Sachsen und dem Landkreis Leipzig. Die Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.
An der Einbürgerungsfeier nahmen unter anderem Ulrike Mallschützke von Bienvenue e. V. und Caro Münch vom Verein Bon Courage e. V. teil. Übrigens war die 90-jährige Großmutter von Caro Münch – Kati – aktiv an der Vorbereitung des Festes beteiligt: Sie bastelte Souvenirs für die neuen Bürger von Borna. Kati begann mit 14 Jahren zu arbeiten, erlernte den Beruf der Malerin und macht auch im Ruhestand weiterhin Menschen eine Freude. „Ich habe die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erlebt und habe daher Mitgefühl für Flüchtlinge und versuche immer, sie zu unterstützen“, erzählte sie.
Jede Familie der neuen Bürger von Borna erhielt Souvenirs – einen Salzstreuer in Form einer Zwiebel, denn dieses Gemüse war früher ein wichtiges Produkt für die lokale Landwirtschaft und den Handel. „Die Zwiebel ist das Symbol von Borna, und Salz steht für einen guten Anfang. Die Menschen, die nach Borna gekommen sind, bringen ihre eigenen ‚Gewürze‘ in das Leben unserer Stadt ein“, erklärt Otto Wilhelm Paul Reiß, Projektleiter des Vereins Bienvenue e. V., die Bedeutung dieses Andenkens.
„Die deutsche Staatsbürgerschaft ist der Höhepunkt eines langen Weges, der für mich mit der Flucht vor dem Krieg begann – über Grenzen, Meere und Berge hinweg – aus Angst um mein Leben, aber auch mit der Hoffnung auf Sicherheit und Zukunft“, sagte die Syrerin Sumaia Dagestani in ihrer Rede.
Der Höhepunkt des Abends war der Auftritt von Vertretern des Musikprojekts der Organisation Integración para Hispanohablantes aus Leipzig. Ihre mitreißende Musik vereinte Menschen verschiedener Nationalitäten und Schicksale im Tanz. Nach dem feierlichen Teil erwartete die Gäste ein Buffet, an dem sie sich unterhalten konnten.
Übrigens wird derzeit in Borna eine Arbeitsgruppe für Menschen mit Migrationshintergrund gegründet (nach dem Vorbild des Beirats für Migrantenangelegenheiten der Stadt Leipzig). Alle, die an einer Teilnahme interessiert sind, können sich an Katy Schlosser wenden.
Hintergrund
Die ersten Einbürgerungsfeiern fanden im September 2022 in Gera (Thüringen), im April 2023 in Troisdorf (Nordrhein-Westfalen) und im Juli 2024 in Memmingen (Bayern) statt. Im Jahr 2025 wurden Einbürgerungsfeiern in Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz), Lippe (Nordrhein-Westfalen) und Arnsberg (Nordrhein-Westfalen) abgehalten.
Viktoriia Kovalova
