Landkreis Leipzig Journal

Sicherheitslage im Landkreis Leipzig - Im Interview mit Polizeipräsident René Demmler (Teil 2)

Sicherheitslage
In wieweit unterscheiden sich die Straftaten zwischen Stadt und Ländlichem Raum?
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es signifikante Unterschiede in der Art und Häufigkeit der Straftaten zwischen urbanen und ländlichen Gebieten gibt. Im städtischen Raum Leipzig verzeichnen wir tendenziell eine höhere Anzahl an Straftaten, insbesondere in den Bereichen Diebstahl, Raub und Drogendelikte. Dies ist auf die höhere Bevölkerungsdichte und die stärkere Anonymität in der Stadt zurückzuführen, was häufig mehr Tatgelegenheiten bietet.

Im ländlichen Raum, also im Umland von Leipzig, sind hingegen andere Deliktformen häufiger anzutreffen. Hier spielen vor allem Einbrüche sowie Betrugsdelikte, insbesondere im Bereich des Online-Betrugs, eine größere Rolle.

Welche Präventionsmaßnahmen empfehlen Sie den Bürgern unseres Landkreises?
Um sich vor Straftaten besser zu schützen, möchten wir folgende Maßnahmen empfehlen:

  1. Sicherung von Wohnhäusern und Grundstücken: • Sorgen Sie für ausreichende Beleuchtung rund um Ihr Haus, vor allem an Eingangstüren und Zufahrtswegen. • Installieren Sie einbruchsichere Türen und Fenster sowie Alarmsysteme, um potenzielle Täter abzuschrecken. • Lassen Sie Wertgegenstände wie Werkzeuge oder Maschinen nicht ungesichert im Freien stehen, sondern schließen Sie sie in sicheren Lagerräumen oder Garagen ein.
  2. Nachbarschaftshilfe und Aufmerksamkeit: • Pflegen Sie eine gute Beziehung zu Ihren Nachbarn und achten Sie auf ungewöhnliche Aktivitäten in Ihrer Umgebung. Ein wachsames Auge kann potenzielle Täter abschrecken. • Nutzen Sie lokale Netzwerke oder Nachbarschafts-Apps, um über verdächtige Vorfälle in der Umgebung informiert zu bleiben.
  3. Schutz vor Betrug, insbesondere im Internet: • Seien Sie besonders vorsichtig bei Online-Geschäften und geben Sie sensible Daten wie Bankinformationen oder Passwörter nur auf vertrauenswürdigen Webseiten ein. • Ignorieren Sie verdächtige E-Mails oder Anrufe, die nach persönlichen Daten fragen, und informieren Sie die Polizei über betrügerische Aktivitäten.
  4. Sicherung von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten: • Stellen Sie sicher, dass landwirtschaftliche Fahrzeuge und Maschinen stets abgeschlossen und wenn möglich in geschützten Bereichen aufbewahrt werden. • Nutzen Sie moderne GPS-Technologien, um teure Geräte zu verfolgen und im Falle eines Diebstahls schneller lokalisieren zu können.
  5. Umwelt- und Naturschutz: • Melden Sie illegale Müllablagerungen oder Umweltschäden unverzüglich an die Behörden. Achten Sie darauf, keine wertvollen Naturflächen zu belasten oder zu gefährden.

Zusätzlich bieten wir regelmäßige Beratungen zum Einbruchschutz und zur allgemeinen Kriminalprävention an. Diese können von Bürgerinnen und Bürgern kostenlos in Anspruch genommen werden.

Werden bei Ihren polizeilichen Ermittlungen die Kooperationen mit anderen Bundeländern, dem Bund bzw. anderen EU-Ländern herausfordernder? Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit spielt in der modernen Kriminalitätsbekämpfung eine zentrale Rolle, insbesondere im Hinblick auf organisierte Kriminalität, Cyberkriminalität und grenzüberschreitende Delikte wie Menschenhandel oder Drogenhandel. Diese Art der Kriminalität macht nicht an Landes- oder Staatsgrenzen halt, weshalb eine enge Kooperation unabdingbar ist.

Unsere Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern, Bundesbehörden sowie den Sicherheitsbehörden der EU-Länder ist grundsätzlich gut etabliert und durch diverse Abkommen und Netzwerke, wie das Schengener Informationssystem (SIS), Europol oder das Gemeinsame Zentrum der Polizei- und Zollzusammenarbeit (GZPZ), strukturiert.

Dennoch gibt es in dieser Kooperation immer wieder Herausforderungen, die sich vor allem auf folgende Punkte konzentrieren:

  1. Unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen: Jedes Bundesland und jedes EU-Land hat eigene Gesetzgebungen und Verfahren, die manchmal eine schnelle und reibungslose Zusammenarbeit erschweren können. Dies betrifft insbesondere unterschiedliche Standards bei der Datenerhebung und -nutzung sowie bei der Strafverfolgung.
  2. Kommunikations- und Informationsaustausch: Trotz moderner Kommunikationssysteme kann der Informationsaustausch über Landes- und Staatsgrenzen hinweg verzögert oder eingeschränkt sein. Dies betrifft vor allem den Austausch von Ermittlungsdaten, die an nationale oder europäische Datenschutzbestimmungen gebunden sind.
  3. Koordination von Ermittlungen: Bei länderübergreifenden Ermittlungen ist die Koordination zwischen den beteiligten Behörden oft komplex. Unterschiedliche Prioritäten, Ressourcen und Vorgehensweisen können die Effektivität beeinträchtigen. Dennoch arbeiten wir kontinuierlich daran, die Abläufe zu verbessern.

Trotz dieser Herausforderungen ist die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnern unverzichtbar und wird stetig weiter ausgebaut.

Weitere Informationen zur Sicherheitslage 2023 im Landkreis Leipzig finden Sie hier: www.polizei.sachsen.de/de/105075.htm

Manuela Krause

Fortsetzung folgt

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