Finden Besucher aus unserer Region gezielt zu Ihnen?
Ja, mehr und mehr. Insbesondere durch die für uns sehr wertvolle Arbeit des Geopark Porphyrland. Steinreich in Sachsen e. V. werden unsere Hohburger Berge, die einst ein beliebtes Naherholungsgebiet Leipzigs waren, wiederentdeckt. Durch die Arbeit des Geoparks und auch des Tourismusverbandes Leipzig Region haben wir immer größeren Zulauf von Individualbesucher:innen. Darüber hinaus besuchen uns insbesondere geologieinteressierte Personen. Und wir haben immer wieder internationale Besucher:innen, sodass wir im Moment sowohl unsere neue Objektbeschilderung sowie den geplanten Mediaguide auf deutsch und englisch umsetzen.
Was würden Sie in Ihrem Museum als einzigartig bezeichnen?
Im Bereich der Ausstellung ist es vor allem der Zugang über die einzelnen Arbeitsbereiche, der uns von anderen unterscheidet. Vom Steinbrecher über den Sprengmeister bis hin zum Bossierer (Pflastersteinmacher) und die Knackschlägerin kann man bei uns alle Tätigkeiten kennenlernen. Wir verfügen über eine überaus umfangreiche Sammlung von historischem Bildmaterial zum historischen Steinabbau, teils sogar aus den 1890er Jahren. Während der Führungen ist vor allem die historische Technik etwas ganz besonderes. Allen voran unser Vorbrecher ist ein absolutes Highlight. Es handelt sich dabei um eine historische Steinbrechmaschine. Im Bereich der Sammlungstätigkeit und Forschung ist es die historische Sprengtechnik, die bei uns heraussticht. Hier haben wir eine Kooperation mit der renommierten Dresdner Sprengschule schließen können, worauf wir sehr stolz sind. Sie berät uns in fachspezifischen Angelegenheiten.
Bieten Sie im Steinarbeiterhaus Führungen an? Wie sind diese gestaltet?
Führungen haben wir regelmäßig ab acht Personen und nach vorheriger Anmeldung. Sie werden relativ häufig gebucht, insbesondere von Wandergruppen. Wir sind dabei viel auf unserer Freilichtausstellung und schauen uns auch große Technik an.
Zunächst wenden wir uns aber der unabdingbaren Vorbedingung für den Steinabbau zu, dem Supervulkanismus unserer Region sowie den daraus hervorgegangenen Gesteinen und Zerfallsprodukten. Viele sind dabei begeistert, dass ihnen unsere Gesteine häufig begegnen, ohne dass es ihnen bisher bewusst war. Danach lernen die Teilnehmenden die Besonderheiten des Steinabbaus von Quarzporphyr kennen und inwiefern er sich von dem anderer sächsischer Gesteine wie dem des Elbsandsteins unterschiedet. Abschließend hat man die Möglichkeit, das über 200 Jahre alte Steinarbeiterhaus zu erkunden.
Gibt es museumspädagogische Konzepte?
Ja, diese verdanken wir vor allem dem Kulturraum Leipziger Raum, der uns sowohl mit medienpädagogischer Expertise als auch mit Materialien und Technik ausgestattet hat. So haben wir beispielsweise einen Museumskoffer für Grundschulen einrichten können.
Was in Kürze umgesetzt wird, ist ein museumspädagogisches Erzählkonzept, das durch das gesamte Haus führt und eine unterhaltsame Geschichte rund um die Objekte spinnt. Ansonsten bleibt unser Haus bewusst analog: keine ultramoderne Ausstellung, sondern viele authentische Exponate, die teils auch ausprobiert werden können.
Die Jugendlichen bilden derzeit noch einen blinden Fleck bei uns. Deshalb ist im Moment die Entwicklung eines Planspiels im Bereich BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) im Gespräch, das sich mit dem Thema der regionalen Rohstoffgewinnung aus verschiedenen Perspektiven auseinandersetzt.
Traditionell beteiligen wir uns alljährlich an der Hohburger Bergweihnacht am 2. Adventssonntag. Am Ostersonntag backen wir im historischen Lehmofen unseres Hauses Osterfladen. Wir fokussieren uns mittlerweile aber vor allem auf Veranstaltungen aus dem Bereich der Geologie und Industriekultur. Der Tag des Geotops ist solch ein wichtiges alljährliches Datum. Auch unsere Sonderausstellungen werden meist begleitet von Vorträgen. Zudem wird künftig der Barbaratag am 4. Dezember bei uns begangen. Die Heilige Barbara ist die Schutzheilige des Bergbaus und wird vor allem im Erzgebirge gefeiert.
Bringen Sie den Museumsbesuch mit dem „vor der Haustür“ liegenden Steinbruch in Verbindung?
Unbedingt. Es ist eine Besonderheit unseres Museums, dass es nicht an der Pforte endet. Vielmehr ist es das Eingangstor zu unserem Geopark. Unsere Wanderroute auf dem Bergbaupfad führt beispielsweise am Steinbruch Löbenberg sowie am Zinkenberg vorbei und bietet faszinierende Ausblicke. Den Steinbruch Lüptitz beziehen wir intensiv in unsere Führung ein, denn spontan besuchen kann man ihn nicht, da er noch in Betrieb ist.
Was möchten Sie den Besuchern des Hauses vermitteln?
Rohstoffbewusstsein ist ein großes Thema bei uns. Kaum jemand macht sich im Alltag bewusst, welche enormen Massen an Gestein wir bei unserem westlichen Lebensstil so verbrauchen und wo es überall zum Einsatz kommt. Naturstein abzubauen, ist immer automatisch auch ein extremer Eingriff in die Natur. Schon vor hundert Jahren wurde von den Einheimischen wehmütig beklagt, wie der Steinabbau ihre Umgebung unwiederbringlich verändert hat. Auch solche Zeugnisse kann man in unserer Ausstellung betrachten. Vor allem wollen wir gern Interesse und Respekt für unsere besondere Industriekultur vermitteln. Um 1900 war immerhin rund jeder 2. Erwerbstätige unserer Region im Steinbruch oder für den Steinbruch tätig. Unser Gebiet hat durch den Steinabbau einen enormen Zuzug von Fachkräften zum Teil auch aus dem Ausland erfahren und das hat unsere Gegend enorm geprägt. Das können wir stolz zeigen und bewahren.
Geoportal Steinarbeiterhaus Hohburg
Kirchgasse 5, 04808 Lossatal
Tel.: 034263 41344
Manuela Krause